Was, wenn Aufhören kein Versagen ist?
Immer wieder begegnet mir ein ähnliches Bild: Eine Frau, klug, reflektiert, voller Sehnsucht nach einem echten Leben – und zugleich gefangen in einem Konstrukt aus Pflichten, Erwartungen und dem Anspruch, alles „richtig“ zu machen.
Nur noch fünf Monate bis zum Studienabschluss. Ein Ziel, das früher sinnvoll schien. Heute fühlt es sich an wie ein Klotz am Bein. Der Körper schreit nach Pause. Die Seele nach Freiheit. Und doch geht es weiter – weil man „jetzt nicht aufgeben kann“.
„Ich kann nicht mehr – aber ich muss doch.“
So viele Frauen tragen diesen inneren Konflikt: Sie wollen raus aus dem Funktionieren – und halten doch daran fest. Weil sie denken, sie müssten stark sein. Weil sie gelernt haben, dass Selbstverantwortung bedeutet: durchhalten, abliefern, nicht schwach sein.
Aber was, wenn Stärke manchmal bedeutet, die Waffen niederzulegen? Nicht gegen sich selbst zu kämpfen, nur um ein Ziel zu erreichen, das längst hohl geworden ist?
Erfolg, der nicht mehr nach dir schmeckt
Manchmal wissen wir längst, was uns lebendig macht. Da ist ein Traum, eine Vision, ein inneres Glitzern. Und doch halten wir es auf Abstand – weil erst „alles andere erledigt“ werden muss.
Weil wir denken, es wäre verantwortungslos, der Freude zu folgen, bevor der Abschluss da ist. Bevor das Konto stimmt. Bevor alles „sicher“ ist.
Aber was, wenn genau dieses Aufschieben das eigentliche Sich-selbst-Verlassen ist? Was, wenn Loslassen kein Aufgeben ist – sondern ein Ankommen?
Selbstverantwortung heißt nicht: „Ich reiße mich zusammen“
Selbstverantwortung ist kein neuer Maßstab, an dem wir uns erneut selbst zerbrechen. Sie ist auch kein Optimierungsprogramm mit grünem Anstrich.
Wahre Selbstverantwortung beginnt dort, wo du dir selbst zuhörst.
Wo du anerkennst, dass du nicht nur ein Kopf bist mit Plänen – sondern ein Körper, eine Seele, ein fühlendes Wesen. Dass du Pausen brauchst. Dass du träumen darfst. Dass dein Tempo zählt. Dass du dir die Freiheit geben darfst, dein Leben nach deinen Regeln zu gestalten.
Was, wenn du dir selbst erlaubst, neu zu definieren, was „erfolgreich“ für dich bedeutet?
Vielleicht ist es kein Zeichen von Schwäche, wenn du innehältst. Sondern von Mut.
Mut, nicht weiter durchzupowern, nur weil „es sich lohnt“. Mut, deiner inneren Wahrheit mehr Gewicht zu geben als äußeren Erwartungen. Mut, dein Studium vielleicht doch nicht abzuschließen. Oder es ganz bewusst zu tun – aber in deinem Rhythmus. Mit Rücksicht auf dich. Nicht, um zu genügen – sondern weil du es willst.
Einladung zur Reflexion
Wenn du dich in diesem Spannungsfeld wiedererkennst – zwischen Pflichtgefühl und Sehnsucht, zwischen innerem Wissen und äußerem Muss:
Was wäre, wenn du dir erlaubst, stehenzubleiben?
Nicht für immer. Nur für jetzt.
Um zu spüren, was wirklich wahr ist für dich.
✨ Was wäre, wenn Selbstverantwortung auch heißt: Stopp zu sagen?
✨ Was, wenn du nicht versagst, sondern dich erinnerst?
✨ Was, wenn deine Freude kein „später“ braucht?
Du musst nicht perfekt sein, um wirksam zu sein.
Du darfst dich neu entscheiden.
Du darfst deiner Freude trauen.
Du darfst deine Kraft in deinem Tempo zurückholen.
Vielleicht beginnt Erfolg genau dort – wo du aufhörst, dich zu verbiegen.
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