Wie oft hältst du dich selbst zurück?
Es gibt da dieses Schweigen. Dieses Runterschlucken von Worten, Meinungen und Ansichten. Da ist es eigentlich total laut in dir drin – aber der Sturm, der in dir tobt, erreicht die Oberfläche nicht.
Ich meine damit nicht das Überschäumen von Emotionen, das manchmal da ist. Ich meine diese Aufruhr in dir, dass du eigentlich genau weißt, was du willst, was du für richtig hältst, was sich stimmig anfühlt – und trotzdem nicht danach handelst.
Du bist damit nicht alleine. Ich weiß von vielen Frauen, denen es ähnlich geht.
Du schweigst, lächelst und funktionierst, damit das Leben funktioniert. Denn wenn du all das an die Oberfläche kommen lassen würdest, was in dir rumort, dann könnte es sein, dass das Leben nicht mehr das Selbe ist.
Warum Schweigen manchmal einfacher ist
Was würde denn passieren, wenn deiner inneren Wahrheit Raum gegeben wird? Was würde passieren, wenn du deinem Herzen folgst? Was würde passieren, wenn du dir erlaubst, du selbst zu sein?
Und ja, ich kenne die Angst, die damit einhergeht. Die Angst, dass die Beziehung auseinanderbricht. Dass man auf viele liebgewonnene Dinge verzichten muss. Die Angst, Grenzen zu setzen und andere damit zu verletzen. Klare Worte zu finden und damit anzuecken und Gegenwind zu bekommen. Nicht mehr Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Ja, das braucht Mut. Mut für sich einzustehen. Zu den eigenen Werten und Bedürfnissen zu stehen. In den Widerstand zu gehen. Auseinandersetzungen und Diskussionen einzugehen. Die eigene Komfortzone zu verlassen.
Schweigen ist da manchmal einfacher. Das gewohnte Leben ist dann meistens doch nicht so schlimm. Und man hält es ja aus. Eigentlich ist doch alles gut. Ist das wirklich so?
Was es jetzt braucht
Wir brauchen jede einzelne mutige Frau, die sich traut, ihre Stimme zu erheben. Und damit meine ich noch nicht einmal, sich den großen Demonstrationen auf der Straße anzuschließen, sondern die Stimme im gewohnten Leben zu erheben. Die eigene Wahrheit zu sprechen und für sich selbst einzustehen.
Diese Stimmen sind so unendlich wichtig. Wir erleben gerade so immens große Transformationen – und die größte Transformation, die in meinen Augen ansteht, ist die, dass wir uns erlauben, wir selbst zu sein.
Wir brauchen Menschen, die sich bewusst damit beschäftigen, wer sie sind, was ihnen wichtig ist, wofür sie stehen, um dies mutig und wahrhaftig in die Welt zu tragen. Menschen, die ihrem eigenen inneren Kompass vertrauen. Die ihrer Freude folgen. Die aus dem Herzen handeln.
Ja, das ist in Zeiten wie diesen eine echt große Herausforderung und gleichzeitig eine wahnsinng große Chance. Wenn viele von uns losgehen und im eigenen Umfeld, im Kleinen wirken, werden ganz viele Menschen davon berührt.
Was bringt’s?
Diese Menschen, diese Vorreiter gibt es überall. Sie sind Mütter, Freundinnen, Nachbarinnen, Arbeitskolleginnen, Singles, Ehefrauen, … Vielleicht fühlen sie sich noch unsichtbar – aber sie spüren, dass dieses Schweigen und Verharren in festgelebten Strukturen so nicht weitergehen kann. Sie spüren, dass es für sie etwas Neues braucht.
Sie übernehmen Verantwortung für sich selbst. Folgen ihrer inneren Wahrheit. Steigen aus dem Funktionieren aus. Sie werden sichtbar. Sie werden unbequem. Sie verändern etwas.
Und wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird und Kreise zieht, werden auch sie etwas im Großen verändern. Wenn wir genügend sind, haben wir die Kraft, auch gesellschaftlich etwas zu verändern.
Würde jeder vor seiner eigenen Haustür kehren, wäre die Welt sauber.
Wie lange willst du dich selbst noch zurückhalten? Bist du dabei?