Gefühle und Emotionen schicken uns manchmal wirklich durch eine Waschmaschine.
Gefühle und Emotionen gehören zu unserem Leben dazu wie die Luft zum Atmen. Die guten ins Töpfchen – Die schlechten ins Kröpfchen…. Ich kenne fast keinen anderen Bereich in dem wir nicht wählerischer wären. Bei Gefühlen und Emotionen möchten wir am liebsten nur die Guten haben und die Schlechten sollen uns bitte vom Leib bleiben. Oder wir kehren sie unter den Teppich. Drücken sie weg und tun so, als ob wir sie nicht wahrnehmen würden.
Häufig denken wir, dass unsere Gefühle von der Außenwelt beeinflusst werden. Aber: Gefühle und Emotionen entstehen in uns selbst. Sie sind ein typisches Überlebensmuster, das ganz automatisch in uns abläuft. Sie basieren auf unseren Erfahrungen, die wir gemacht haben. Daher reagieren unterschiedliche Menschen auf ein und dieselbe Situation ganz anders.
Gefühle und Emotionen beeinflussen unsere Entscheidungsfindung. Denn werden wir von Gefühlen und Emotionen überrollt, können wir schwer klar denken. Unser Überlebensmodus ist an. Hormone schwemmen unseren Körper und es geht erstmal drum, zu reagieren. Flucht oder Angriff. Ist alles wieder abgeklungen und diese Welle durch uns hindurchgerauscht, schaut die Welt schon wieder ganz anders aus.
Eine Studie der Neurologin Jill B. Taylor zeigt, dass die meisten unserer Empfindungen nach 90 Sekunden von alleine wieder abklingen, wenn wir uns nicht hineinsteigern und ihnen weiteres Futter geben. Die Empfindungen sind wie eine Welle im Ozean. Die Welle baut sich auf, bekommt Kraft und rollt an den Strand – dann ist sie vorbei.
Und trotzdem bleibt häufig etwas hängen. Dabei sollte eines klar sein: Es sind nicht die Gefühle selbst, die uns belasten – es sind die Geschichten die wir darum weben. Die Geschichten halten uns in einem Loop, aus dem es schwer ist, auszusteigen. Denn in den Geschichten versuchen wir zu ergründen, was passiert ist, warum, wieso, weshalb. Wir ärgern uns. Sind wütend. Traurig. Sauer. Haben Angst.
Gefühle und Emotionen können zu Blockaden werden
Diese Blockaden schaffen wir uns meist selbst. Das sind zum einen die Gedanken und Geschichten die wir uns immer wieder erzählen. Zum anderen verhindert aber auch unser Widerstand gegen das Gefühl, dass es frei fließen kann. Wenn wir das Gefühl nicht haben wollen „friert“ es in unserem Körper ein und wird quasi zu einem Eiswürfel. Das immer wiederkehrende Auffrischen durch unsere Gedanken und Erzählungen gibt wieder Energie dahin und der Eiswürfel wächst.
Bei den Gefühlen und Emotionen ist es allerdings wie mit Kindern. Sie hängen an unserem Rockzipfel und wollen einfach Aufmerksamkeit haben. Dabei können sie sehr nachhaltig sein. Wir können sie zwar wegschieben und verleugnen und so tun als wären sie nicht da – aber: subtil zerren sie doch an unseren Nerven und kosten uns Kraft.
Gefühle sind ein Lebenselixier. Ohne Gefühle wären wir stumpf. Wir dürfen nur lernen, wieder anders damit umzugehen. Nicht damit rauszuplatzen um sie loszuwerden, sondern mit ihnen zu sein und sie anzunehmen. Sie sind ein wichtiger Teil von uns. Sie sind Wächter und Aufpasser. Es ist so heilsam, wenn eingefrorene Gefühle wieder ins Fließen kommen dürfen. Wenn unsere inneren Eisberge wieder schmelzen dürfen. Wenn wir uns wieder spüren und fühlen.
Die Frage ist ja – wie gehe ich in einem Gefühlsstrum und mit dem was da alles hochkommt um?
Die Wut ist z.B. solch ein machtvolles Gefühl. Keiner will sie haben. Sie kann zerstören. Ist aggressiv. Auf der anderen Seite kann sie auch ein großes Potenzial in sich tragen, denn sie kann Berge versetzen. Veränderung anstossen. Kräfte mobilisieren. Die Frage ist ja: Wie gehe ich damit um? Agiere ich sie aus? Schlage ich alles kurz und klein. Brülle ich rum? Gehe ich auf andere Menschen los?
Wie wäre es genau im Feuer der Gefühle stehen zu bleiben und sie anzunehmen. Nicht mehr wegzulaufen, sondern ihnen Raum zugeben. Hier liegt Heilung und ein Schatz vergraben
Lasse ich diesen immensen Energieschub da sein? Meinen Körper fluten? Spüre ich mich? Fühle ich, dass ich gleich platzen könnte und suche mir dann eine geeignete Möglichkeit, genau dieses Gefühl anzunehmen und zu sagen „Auch du gehörst dazu“? Und schaue was es braucht, damit dieses Gefühl durch meinen Körper fließen kann.
Ja, die großen Gefühle können einschüchternd sein. Was aber wäre, wenn sie einfach sein dürfen und Raum bekommen?
Wie bereits gesagt: Ein Gefühl braucht maximal 90 Sekunden um durch unser System durchzulaufen – wenn wir es sein lassen und es nicht blockiert wird.
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:: QuickFix – Gefühle und Emotionen annehmen und auflösen
Ich möchte dich gerne begleiten, damit die bei dir eingefrorenen Eiswürfel schmelzen dürfen und du ein Werkzeug an der Hand hast, um das in deinen Alltag zu integrieren.
Die Übung heißt Feel – Kiss – Flow und ist ganz einfach im Alltag umzusetzen aber sehr, sehr wirkungsvoll um die eigenen Gefühle dasein und annehmen zu können.
So funktioniert’s:
# Step 1:
Bitte nimm dir mindestens 10 Minuten Zeit für diese Übung. Stell dir am besten einen Wecker, damit du dich voll auf die Übung einlassen kannst. Setze sich entspannt hin. Schau dass du ungestört bist. Lass die Gedanken ziehen – und wenn sie sich doch in deinen Kopf schleichen, sage ihnen, dass du dich später um sie kümmern wirst.
# Step 2:
Lass dich mit deinem Atem immer ein Stück tiefer in dich hinein sinken. Wenn du in dir selbst angekommen bist, dann fühle hin. Fühle in deinen Körper, ob es eine Stelle gibt die verspannt ist, dir weh tut oder ob ein Gefühl irgendwo „sitzt“. Nimm einfach nur diese Körperempfindung wahr, fühle sie, gebe ihr aber kein Etikett, was sie genau sein könnte. Bleibe bei genau dieser Körperempfindung und fühle sie. Fühle sie pur.
# Step 3:
Dann lass deinen Atem zu dieser Körperempfindung wandern. Atme genau dort hin und küsse diese Empfindung mit deinem Atem von innen heraus. Stell dir vor, dass es wie ein Hauch ist, der einen Eiswürfel ganz sachte zum schmelzen bringen darf. Ganz liebevoll und achtsam. Ohne ein Ergebnis zu wollen. Einfach Einatmen und die Empfindung von innen küssen.
# Step 4:
Bei jedem Ausatmen, lass den Atem und die Empfindung fließen. Vielleicht ist es am Anfang einfach nur ein Tröpfeln. Auch das ist okay. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch. Gib der Empfindung einfach Raum, damit sie sich ausbreiten und da sein darf. Groß sein darf. Und auch hier: Gib der Empfindung und dem was sich gerade zeigt kein Etikett. Es braucht keinen Namen.
# Step 5:
Mache genau dieses Fühlen – Küssen – Fließen lassen so lange, bis du merkst, dass sich etwas verändert. Dann lasse die Empfindung los, also du einen Stein aus deiner Hand fallen lassen würdest und spüre wieder neu in deinen Körper hinein, wie am Anfang. Schau, was sich Neues zeigen möchte. Wiederhole den Ablauf so lange, bis deine 10 Minuten um sind.
Lege am Ende eine Hand auf dein Herz und eine Hand auf deinen Bauch und fühle hin: Was ist gerade jetzt da? Wie fühlt sich dein Körper an nach dieser Übung?
Fühle. Spüre. Lebe wer du bist.
Emotional sein. Gefühle zeigen. Einfühlsam sein. Das sind alles Attribute, die uns Frauen zugeschrieben werden und als vermeintlich schwach abgetan werden. Dabei gibt es nichts heilsameres, als Gefühle und Emotionen zu bemerken, sie anzunehmen um sie dann wieder loslassen zu können.
Wenn wir unseren Gefühlskanal dicht machen und Gefühle nicht mehr fühlen möchten – vor allem die negativen – binden wir uns damit auch von den positiven Gefühlen ab. Denn wenn wir uns öffnen würden, um ein schönes Gefühl zuzulassen, würden wir damit auch die Tür für all die versteckten und vergrabenen Gefühle öffnen und sie würden die Gelegenheit nutzen, um sich zu zeigen. Um die Aufmerksamkeit und den Raum zu bekommen, den sie brauchen um gehen und heilen zu können.
Und ja, um Gefühlen zu begegnen braucht es manchmal eine Portion Mut – aber es macht frei und lebendig.
Hier kannst du mehr dazu lesen:
Innere Balance – Das Leben ist eine Kunst.